Domowina lässt Hórnik-Bibliothek im Lausitzer Seminar in Prag nach verheerenden Hochwasser-Schäden wiederauferstehen

Die Hórnik-Bibliothek im früheren Lausitzer Seminar auf der Prager Kleinseite, die größte Sammlung sorbischer und sorabistischer Literatur außerhalb der Lausitz, ist inzwischen wieder zwei Wochen für die tschechische Öffentlichkeit zugänglich. Durch das große Hochwasser 2002 wurde die Bibliothek in den Fluten der Moldau schwer in Mitleidenschaft gezogen. Dem sorbischen Dachverband Domowina ist es gelungen, vom Freistaat Sachsen, der im selben Gebäude sein Verbindungsbüro in Tschechien unterhält, die Förderung eines Projektes zur Revitalisierung der Bibliothek bewilligt zu bekommen – je 40.000 Euro für 2019 und 2020. Der Verein der Freunde der Sorben, assoziiertes Mitglied des sorbischen Dachverbandes, realisiert das Projekt in Abstimmung mit der Domowina.

Die Projekt-Koordinatorin Eliška Oberhelová hat mittlerweile den Zwischenbericht für 2019 vorgelegt. Dazu erklärt Clemens Schkoda, Referent der Domowina für Kultur und Ausland: „Trotz Bewilligung der Fördermittel erst in der zweiten Jahreshälfte haben unsere tschechischen Freunde bei Sichtung, Bewertung, Reinigung, Entschimmelung, Ordnen etc. ein solches Tempo hingelegt, dass die erste Projekthälfte schon abgeschlossen werden konnte. So sind beispielsweise die erste gedruckte obersorbische Grammatik und ein Buch über die Geschichte des Wallfahrtsortes Rosenthal, beide aus der Feder des Wittichenauer sorbischen Jesuiten Jakub Xaver Ticin (1656–1693), bereits restauriert. Der Projektstand umfasst auch die Restaurierung des Manuskriptmagazins der Zeitschrift „Serbowka“, eines der wertvollsten Objekte der Bibliothek.

Neben der Restaurierung der am meisten beschädigten Bücher geht es um Desinfizierung und Reinigung des gesamtes Buchbestandes. Die Bibliotheksausrüstung für die Buchpflege (Reinigungsschwämme, Bügeleisen, Bücherstützen usw.) und die Datenträger (Daten mit digitalisierten Büchern, Restaurierungsberichte usw.) wurden inzwischen erworben. Ein besonderes Dankeschön gebührt den Freunden der Sorben in Prag, die das Projekt professionell und zuverlässig ausführen – ohne sie wäre das alles nicht zu realisieren gewesen!

Jetzt wünschen wir uns natürlich, dass die wegen der Corona-Krise verschobene Ausstellung der ersten restaurierten Bücher bald nachgeholt werden kann, die zusammen mit dem sächsischen Verbindungsbüro durchgeführt werden soll. Ein weiterer guter Grund, sich schon jetzt auf die Wiederöffnung der deutsch-tschechischen Grenze für alle zu freuen.“

Domowina 20. 5. 2020